„Jedes Bild eine Geschichte“
Großer Andrang bei der Fotoausstellung der Hirschhorner Fotografen
Sichtweisen – unter diesem Motto eröffnete Bürgermeister Martin Hölz am 20. Oktober 2024 eine Fotoausstellung in der Reihe Rathauskunst in der Mark-Twain-Stube im Hirschhorner Rathaus. Vor großem Publikum haben die Fotografen Klaus Damm, Alfons Flachs und Rainer Mathes ihre Sicht auf die Dinge präsentiert. Zu sehen sind nicht nur aktuelle Bilder, die mit der digitalen Fotografie einen neuen Aspekt der fotografischen Interpretation zeigen. Auch analoge Werke, die später digitalisiert wurden, sind dabei. Aloisia Sauer hat in ihrer Einführung erklärt, wie sich der Wandel von der analogen zur digitalen Fotografie ausgewirkt hat. Die Ausstellung zeigt einmal die Magie des Augenblicks. Den richtigen Moment zu erwischen, ist oft eine Kunst. Man muss geduldig sein. Alfons Flachs hat das bei seinen Makroaufnahmen von Blüten und Insekten bewiesen. Rainer Mathes hat mit seinen zauberhaften Aufnahmen von Carneval in Venedig ebenfalls viel Geduld aufbringen müssen. Für Nachtaufnahmen, die den Weg der Sterne dokumentieren, braucht es vor allem eins: Geduld und Beharrlichkeit. Für ein solches Bild hat Alfons Flachs mehr als 150 Mal den Auslöser gedrückt. Manchmal zeigen sich Details erst im Nachhinein, wie zum Beispiel die magische 773, die anlässlich der Jubiläumsfeier zwischen Lichtgestalt und Feuerwerk auftaucht.
Klaus Damm als Profi und ehemaliger Industriefotograf setzt unter anderem auf die Magie der Inszenierung, etwa wenn er vier blaue Stangen in eine Landschaft pflanzt und mit seiner ausgefeilten Perspektive die Dimensionen verändert. Es lohnt sich, ihn darauf anzusprechen und Details zu erfragen, denn jedes Bild offenbart eine eigene Geschichte. Sei es, dass Licht und Schatten eine Architektur in Szene setzt sei es, dass Blätter „Hand in Hand“ zum letzten Tanz antreten oder dass Strukturen unter dem Mikroskop erst sichtbar werden. Die Inszenierung als solche, das zeigen seine Bilder deutlich, sind nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen. Nicht zu erkennen ist, dass diese Bilder teilweise noch analog fotografiert wurden – ob der gewünschte Effekt tatsächlich eingefangen wurde, offenbarte sich erst nach der Entwicklung in der Dunkelkammer. Analoge Fotografie erfordert nicht nur Bedachtsamkeit sondern auch Selbstvertrauen.
Geschichten zu den Fotos hat auch Rainer Mathes viele zu erzählen. Die preisgekrönte Aufnahme vom Bahnhof Rolandseck ist nur ein Beispiel dafür, was in nur einem Augenblick eingefangen werden kann. Und manchmal sind es winzige Details, die einen großen Unterschied machen, wie etwa das Mineralwasser in der Blumenvase, das dem Bild die nötige Lebendigkeit verleiht. Genau hinzuschauen und Effekte zu erkennen, die dann am Bildschirm noch weiter ausgearbeitet werden, das ist, was Rainer Mathes auch an der Fotografie fasziniert.
Die Möglichkeiten der digitalen Fotografie sind beinahe unendlich und ermöglichen dem Fotografen immer neue Interpretationen seiner Werke. Ob Natur in ihrer detailverliebten Pracht oder das klassische Hirschhorn-Motiv, das Alfons Flachs aus 15 Hochformatfotos zu einem perfekten Panorama zusammengesetzt hat. Daneben erstrahlt Hirschhorn im rosa Abendrot – ein Bild der Zuversicht. Denn Klaus Damm hat sich nach einem ersten eindrucksvollen Abendrot am nächsten Abend in Stellung gebracht und auf ein weiteres Naturschauspiel gehofft. Sein Warten wurde belohnt.
„Jedes Bild ist ein Enthüllen“, hat Hermann Hesse einmal gedichtet. Und tatsächlich zeigt diese Ausstellung, dass jeder neuer Blick auf die Bilder eine neue Sichtweise enthüllt. Wer mehr wissen und vielleicht sogar mit den Fotografen sprechen möchte, besucht die Ausstellung sonntags zwischen 14 und 17 Uhr. Denn dann wird immer ein Fotograf anwesend sein und die Geschichten zu den Bildern erzählen. Es lohnt sich.
Die Ausstellung läuft bis 22.12.2024 und ist täglich von 9:00 bis 17:00 Uhr geöffnet.
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